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Katalin Pitti für ihre Leistung in
"Das Leben der Callas"
mit Ovationen überschüttet
Zweimal ist das ungarische Partnertheater "Korona
Podium" mit seiner Produktion "Das Leben der Callas"
bei uns im Theater Neu-Ulm aufgetreten. Zweimal gab es Ovationen.
Auch die Wiederholung wegen des großen Erfolges war wieder
ein Triumpf für die Künstlerkollegen aus Budapest.
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"Korona Podium" im AuGuS-Theater
Glanz
und Elend einer großen Künstlerin
NEU-ULM - Zum zweiten Male gastierte
das "Korona Podium" aus Ungarn
mit seinem Stück "Das Leben der Callas"
im Konzertsaal Neu-Ulm, und ähnlich wie im
Frühjahr 1999 bei der hiesigen Premiere
der Gruppe wurden auch diesmal die Darsteller,
allen voran Katalin Pitti, lautstark mit Applaus bedacht.
Von unserem Mitarbeiter Florian Burkhardt
Sie war ein Superstar ihrer Zeit und eine der
ganz großen Opern-Primadonnen dieses Jahrhunderts: Maria
Callas. Am 3. Dezember 1923 als Maria Kalogeropoulos in New York
auf die Welt gekommen, wurde sie schon in jungen Jahren zu einem
Weltstar, sang etwa die Madame Butterfly früh an der Metropolitan
Opera, 1951 auch zum ersten Mal an der Mailänder Scala. Mit
ihrer kraftvollen, ausdrucksstarken Stimme beeindruckte sie Publikum
und Kritiker gleichermaßen. Doch trotz phänomenaler
Karriere und der Verbindung mit Aristoteles Onassis (der sich
von ihr trennte, als er Jackie Kennedy kennenlernte) und ihrem
Ehemann Meneghini - im Herzen blieb Maria Callas eine einsame
Frau, die im Alter von 53 Jahren in Paris starb. Ihr Werdegang
wurde nun vom "Korona Podium" vor ausverkauftem Hause
nachgezeichnet.
Star dieses Theaterabends war ohne Zweifel die
grandios singende Katalin Pitti. Sie wußte in der Rolle
der Callas restlos zu überzeugen.
Das Leben der Opernsängerin wird da erzählt,
wo es nicht zuletzt stattfand: in ihrer Garderobe. Der Schminktisch
mit Spiegel steht auf der linken Seite, in der Mitte, links vom
Klavier sitzt Elvira de Hidalgo (Lilla Mikes), die ehemalige Lehrerin
von Maria Callas, im feinen Seidenkleid, das Haar hochgesteckt
und straff frisiert. Sie führt als Erzählerin durch
den Abend, erläutert den Gemütszustand ihrer Schülerin,
die im schwarzen Abendkleid am Schminktisch Platz genommen hat.
Mit voller Kraft hoch hinauf
"Sie war verlassen wie die Traviata",
weiß die Lehrerin zu erzählen. "Ich war aber auch
die Butterfly, die auch hoffnungslos noch hoffen konnte",
fügt die Callas hinzu, während sie die schwarzen Handschuhe
anzieht und dann ihr Können unter Beweis stellt. Voller Kraft
schwingt sich ihre Stimme in die Höhe, meistert souverän
das melancholische Thema der Tosca und die hohen Intervallsprünge
bis hinauf zum zweigestrichenen B zur Klaviermelodie einer traumhaft
aufspielenden Anikó Peter-Szabo, ihres Zeichens Chefkorrepetitorin
der Ungarischen Staatsoper. Sie war den ganzen Abend über
eine exellente Begleiterin von Katalin Pitti, spielte virtuos
und mit traumwandlerischer Sicherheit die Melodien der Madame
Butterfly oder der Medea zum Gesang einer phantastisch agierenden
Katalin Pitti. Dabei entfaltete sie ein pianistisches Können,
dass man zeitweise vermeinte, das gesamte Orchester spielen zu
hören.
Dass Katalin Pitti nicht nur eine begnadete Sopranistin,
sondern auch eine überzeugende Schauspielerin ist, die ihrer
Stimme virtuose Phrasierungen und facettenreiche Timbres entlocken
kann, zeigt auch ihre Körpersprache. Die verlassene Traviata
spielte sie mit wahrer Hingabe, ebenso die Violetta im Gesangsduett
mit Lajos Miller. Dieser spielte den Georgio Germont, der Violettas
Verzicht auf seinen Sohn Alfredo forderte und sich in seinem Können
nicht hinter Katalin Pitti verstecken mußte. Sein kraftvoller,
leidenschaftlicher Gesang war ein beeindruckendes äquivalent
zu Pitti, mit der er sich ein herrliches musikalisches Streitgespräch
lieferte, das die Zuschauer zu lautstarken Beifallsbekundungen
hinriß.
Doch trotz großer künstlerischer Karriere
war das Leben der Maria Callas nicht zuletzt zum Schluß
alles andere andere als von Glück getragen. Trauernd sitzt
Katalin Pitti so im Finale als Maria Callas in ihrer Garderobe.
Ihr schwarzes Kleid hat sie gegen ein graues eingetauscht, den
Haarknoten gelöst, wodurch ihr Gesicht auf ein Mal weniger
hart und fast feminin wirkt. Ohne Zweifel, Katalin Pitti weiß,
wie man die große Operndiva verkörpert. Und während
im Saal wieder die Lichter angehen und sich das Publikum in einen
wahren Begeisterungsrausch klatscht, kann man bei ihr und den
anderen Darstellern ein zufriedenes, glückliches Lächeln
erkennen.
Schwäbische Zeitung, 14. September 1999
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OPER / "Das Leben der Callas"
im Konzertsaal
Suche nach dem Glück
Katalin Pitti aus Budapest singt Arien
Freunde aus Budapest hatte das Neu-Ulmer AuGuS-Theater
eingeladen, das "Korona Podium". Dessen Stück "Das
Leben der Callas" war im Prinzip nur ein halbszenischer Arien-Abend
der Sopranistin Katalin Pitti: aber ein sehr bewunderswerter.
JÜRGEN KANOLD
Die Callas im Wirtshaus, "Casta diva"
bei klirrenden Gläsern, Friteusengeruch statt Trockeneisnebel.
"Das Leben der Calls" ist der Titel eines "biografischen
Bilderbogens", den das sympathische Budapester "Korona
Podium" im vollbesetzten Konzertsaal ausbreitete. Die Göttliche
ganz nah bei den Irdischen. Die Geschichte der Maria Callas auf
Neu-Ulmer Brettern, eine blasphemische Opernrevue mit Konservenmusik?
Das nicht.
Wie nur das Leben der Callas auf der Bühne
darstellen, wie dieser Ikone der Oper gerecht werden? Terence
McNally hat ein vielgespieltes Stück geschrieben, "Meisterklasse",
betitelt, das die Sopranistin nach dem Karriereende als Lehrerin
vor Studenten zeigt. Da muß keine Schauspielerin verlegen
die Callas singen. Das "Korona Podium" geht einen musikalischeren
Weg. Regisseur Peter Gál läßt die Geschichte
live singen, von Katalin Pitti, Sopranistin der Budapester Staatsoper
- und nebenbei beichtet die Sängerin einige Gefühle
der Callas.
Auf der Bühne stehen ein Schminktisch mit
Lämpchen, eine Garderobe mit Kleidern, ein Klavier (Vali
Csányi) und ein Tischchen, an dem Lilla Mikes sitzt, die
Leiterin des Privattheaters. Sie spricht die Callas-Lehrerin Elvira
de Hidalgo. Sie ist die Erzählerin - wenngleich dieser Abend
nicht wirklich das mythenumrankte Leben der Maria Callas erzählte.
Da huschen nur ein paar Namen, Adressen vorbei: Meneghini, Mailänder
Scala, Visconti, Covent Garden, Onassis. Nur einige biographische
Bruchstücke. Kaum Dialoge, auch kein Monodram bietet das
Stück, das die Darsteller erstmals auf deutsch spielen -
mit rührend holpriger Aussprache.
Und doch war das Opernarien-Konzert ein Gewinn,
weil Katalin Pitti eine bewundernswerte, erfahrene Sopranistin
ist. Sie sang Schicksalsarien der Callas: aus der "Tosca",
"Madame Butterfly", "Medea", "Norma"
oder "La Traviata". Dioe farbenreiche, große Stimme
mit feinstem Piano sprengte fast die Akustik des Konzertsaals
- ein Erlebnis. Naturgemäß hatte das nichts mit dem
einzigartigen Timbre der Callas zu tun, aber auch Katalin Pitti,
eine Phrasierungs- und Ausdruckskünstlerin, zeigte zuweilen
die gewisse ästhetik des Häßlichen der Callas
auf.
Im Mittelpunkt stand Verdis "Traviata"
- die Callas als schöne Kurtisane Violetta, die großzügig
vom Leben nascht, die große Liebe sucht, das Glück
aber nicht findet, an der Schwindsucht stirbt. Von der fröhlichen
Auftrittsarie über das bewegend gesungene Duett mit Georgio
Germont (ein starker Auftritt des sonoren Baritons Lajos Miller),
der Violettas Verzicht fordert auf seinen Sohn Alfredo. Schließlich
die sterbende Violetta. Der Opernheldin schnürt es den Hals
zu, sie verliert die Stimme. Ein Bild für die ehemals gefeierte
Callas, die im verblassenden Ruhm und nach schmerzlichen Verlusten
zugrunde gegangen ist. Euphorischer Beifall.
Südwest Presse, 9. März 1999
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Deutsche Erstaufführung "Das
Leben der Callas" im Konzertsaal / Beifallsstürme
Gebrochenes Herz einer
großen Diva
Von unserem Redaktionsmitglied
Heide von Preußen
Ihre Karriere war eine der kürzesten in der
Geschichte beispielhafter begnadeter Sängerinnen, zuerst
galt sie als launisch, divenhaft, später zeigten viele Mitleid:
Maria Callas, der Person und Leben das Gastspiel des "Korona
Podium" Budapest galt. Sie boten, auf Einladung des Neu-Ulmer
AuGuS-theaters damit eine deutsche Erstaufführung, die mit
ausgesprochen großer Begeisterung vom Publikum aufgenommen
worden ist.
Freundschaft - ein Brückenschlag
"Korona Podium" hatte sich bereits während
des Donaufestivals mit Neu-Ulmer Auftritten einen Namen gemacht,
und so war es nicht verwunderlich, daß Lilla Mikes und Peter
Gál, beide sind auch die Initiatoren für den jetzigen
Neu-Ulmer Auftritt, vorab mit herzlichem Beifall begrüßt
wurden. Der Konzertsaal war bis auf den letzten Platz besetzt,
und man hörte die Steine vom Herzen der AuGuS- Macher, Claudia
Riese und Heinz Koch, purzeln, als sogar noch Stehplätze
in Anspruch genommen wurden. Für das kleine Theater ein herausragender
Erfolg, ein Beweis, daß sich der Brückenschlag während
des Donaufestes gelohnt hat, und das von der europäischen
Kommission geförderte Projekt enttäuschte keinen der
Gäste.
Mit recht anspruchsvollen Mitteln, dennoch leicht
zu handhaben, war das Bühnenbild ausgestattet. Es zeigte
nicht nur die wärmend rote Garderobe der Callas, auch Spiegel
und Kleiderständer mit verschiedensten Kostümen fehlten
nicht. Hinzu kam das Wiener Caféhaus-Tischchen für
den Single, an dem die Lehrerin der Callas (Lilla Mikes) saß
im eleganten Silberanzug, um aus ihrer Sicht die Dinge zu erhellen.
Im Hintergrund der Flügel mit Vali Csanyi, die einfühlsam
und bestens den Weg der Callas begleitete.
.... Katalin Pitti als Callas zeigte in allen
Rollen, besonders in den großen Passagen der "Traviata",
beispielsweise mit der längeren Koloraturarie "Von der
Freude Blumenkränze" Hervorragendes in Spiel und Gesang.
Sie war einfach phantastisch. Mit ihrem Partner Lajos Miller (als
Ettore Bastiani) hatte sie schönste Momente in zwei Duetten.
Beide bestens präpariert, schloß man
die Augen, man kam ein Stück weit an die große Sängerin
heran. Zwar stimmt der Satz: Nach der Callas müssen Opern
anders gesungen werden. Aber wenn sie derart gekonnt und mit soviel
Engagement vorgetragen werden wie von Katalin Pitti und Lajos
Miller, dann kann man nur träumen.
Es gab Blumen und kleinere Geschenke während
des ungemein langanhaltenden Beifalls und: "Wir kommen wieder."
Neu-Ulmer Zeitung, 8. März 1999
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